Donnerstag, 12. Januar 2012

Rezension: Anna Kuschnarowa - Junkgirl

Titel: Junkgirl
Autorin: Anna Kuschnarowa
Genre: Kinder-/Jugendbuch (ab 14 Jahren)
Verlag: Gulliver (12.09.2011)
ISBN: 978-3-407-74259-9
Klappenbroschur, 224 Seiten
Preis: 12,95 €
Bezugsquelle: Gulliver
Leseprobe

Alles begann mit Tara. Der wilden, huskyblauäugigen, verlockenden Tara, in die sich die unscheinbare Alissa Hals über Kopf verliebt. Um mit Tara zusammen zu sein, beginnt Alissa heimlich ein Doppelleben, irrlichtert zwischen Sein und Schein, belügt ihre Eltern und - nimmt Drogen. Sie erlebt ungeahnte Höhenflüge, ist verzaubert, berauscht, fühlt sich unsterblich. Es scheint, als sei Alissas Sehnsucht endlich gestillt. Da zeigen sich tiefe Risse in Taras schillernder Welt...
Zur Autorin:
Anna Kuschnarowa, geboren 1975 in Würzburg, studierte Ägyptologie, Prähistorische Archäologie und Germanistik in Leipzig, Halle/Saale und Bremen. Sie unterrichtet Mittelägyptisch an der Universität Leipzig, seilt sich aber regelmäßig aus dem Elfenbeinturm ab und arbeitet dann als freiberufliche Autorin und Fotografin. Bei Beltz & Gelberg erschienen von ihr bereits die Romane Spielverderber und Schattensommer.

Rezension:
Die 15-jährige Alissa ist jüngstes Kind einer sehr frommen Familie. Die Eltern sind mit Leib und Seele Mitglieder einer Freikirche und leben nach strengen Reglements, denen sich auch Alissa unterwerfen muss. Diese fühlt sich schon lange als das schwarze Schaf dieser ach so Heile-Welt-Familie und immer mehr stört sie, dass sie nichts frei entscheiden darf, sondern alles, sogar die Auswahl an Kleidung, vorgeschrieben bekommt.

Dann lernt sie Tara kennen, zwei Jahre älter als sie, neu an der Schule und das genaue Gegenteil von Alissa: Tara trägt provozierend kurze Klamotten, ist gepierct und geschminkt, ein Gothic-Girl wie es im Buche steht. Alissa ist vom ersten Augenblick an fasziniert von diesem geheimnisvollen Mädchen und das beruht auch bei Tara auf Gegenseitigkeit. Aus ihnen wird ein Paar, doch etwas wird immer zwischen ihnen stehen: die Drogen. Bald schon rutschen beide immer tiefer hinab in die Drogenhölle mit allem was dazugehört, und das kann einfach nicht gut enden...

In jüngeren Jahren habe ich einige Literatur über Drogen(geschichten) gelesen, am häufigsten wohl das berühmteste Werk seiner Art, "Christiane F. - Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" und auch den gleichnamigen Film habe ich mehrere Male gesehen. Mag dieses Buch heutzutage etwas angestaubt erscheinen, da es bereits Anfang der 1980er Jahre erschien, kann man "Junkgirl" doch durchaus damit vergleichen.

Alissa, die sich später als Drogenbraut Alice nennt, und Tara erinnerten mich stark an das Paar Christiane und Detlef. Anfangs durch ihre Liebe vereint, stehen die Drogen später deutlich im Vordergrund und auch zwischen ihnen. Alissa rutscht durch Tara immer mehr ab, denn sie möchte wie ihre Freundin auf dem gleichen Level sein, was den Rausch anbelangt.

Der Leser erlebt am eigenen Leib die Verwandlung von Alissa zu Alice mit. In bildhafter Sprache beschreibt Anna Kuschnarowa den Abstieg dieses Mädchens, erzählt von einem noch nie dagewesenen Rausch, den die Drogen mit sich bringen bis hin zum schrecklichen "Cold Turkey" - dem Kalten Entzug, den Alissa und Tara mehrere Male machen, um die Sucht hinter sich zu lassen.

Ob Alissa ihre Sucht jedoch für immer beenden kann und wird, wird am Ende offengelassen. In ihrem Kopf spukt ab und zu noch die Stimme von Alice herum, ihrer dunklen Seite, die sich anhand von fettgedruckten Passagen häufiger in die Geschichte miteinbringt. "Junkgirl" beschönigt nichts, denn die Wortwahl von Anna Kuschnarowa ist in kurzen knappen Sätzen drastisch, ohne etwas ausschmücken zu wollen. Ich kann den Roman für interessierte Leser nur weiterempfehlen und raten, auch weiterführend "Christiane F. - Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" zu lesen. Auch wenn dieses Buch schon etwas "antiquiert" erscheinen mag, ist es doch der Grundstein dieser Art von Literatur und weiß immer noch zu erschüttern.

Zur Gestaltung des Buchs: Das Cover ist sehr psychedelisch angehaucht, Muster in verschiedenen bunten Farben machen auf das Grundthema aufmerksam.

Fazit: "Junkgirl" bietet eine moderne Erzählung des "Christiane F."-Stoffes - und schockiert und erschüttert genauso wie sein (etwas in die Jahre gekommener) Vorgänger.

2 Kommentare:

  1. ui, könntest du vielleicht nächstes mal nen spoilerhinweis setzen ^^''

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  2. @Kim: Gerne, aber ich finde nicht, dass ich zuviel verraten habe (jedenfalls definitiv einen wichtigen Punkt des Buches nicht). Aber das ist wohl Auslegungssache, tut mir leid, wenn du die Rezension als spoilerträchtig empfunden hast.

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