Mittwoch, 15. Februar 2012

Rezension: Alfred Bekker - Herrschaft der Alten

Titel: Herrschaft der Alten
Autor: Alfred Bekker
Genre: Kinder-/Jugendbuch (ab 12 Jahren)
Verlag: edition zweihorn (Oktober 2011)
ISBN: 978-3-935265-89-8
Broschiert, 146 Seiten
Preis: 6,95 €
Bezugsquelle: edition zweihorn

Deutschland im Jahr 2100.
Benn und seine Freunde Sara, Nicolas und Bahar gehören einer verschwindend kleinen Minderheit an: Sie sind Jugendliche!
Längst wird drei Viertel der Bevölkerung von den Alten und Uralten gestellt und diese haben in allen Lebensbereichen die Herrschaft übernommen. Schulen sind schon vor einiger Zeit aus Kostengründen abgeschafft und durch Online-Kurse ersetzt worden – der Großteil des Staatshaushalts wird schließlich für die Pflege und Versorgung der Hochbetagten verbraucht. Damit aber die wenigen jungen Leute nicht scharenweise das konservative und innnovationsfeindliche Land verlassen, besteht Reisefreiheit erst ab dem 75. Lebensjahr.
Auch wenn das unmöglich scheint: Benn ist wild entschlossen, aus diesem landesweiten Gefängnis auszubrechen. Und er hat Glück! Die Auswirkung eines ungewöhnlich starken Sonnensturms, der die Erde trifft, eröffnet ihm und seinen Freunden die einmalige Chance zu einer dramatischen Flucht. Das Risiko, gefasst zu werden, ist hoch. Aber Benn weiß, dass seine Zukunft woanders liegt. Denn in über hundert anderen Ländern ist nichts so heiß begehrt wie die Jugend...
Zum Autor:
Alfred Bekker, geboren 1964, schreibt Fantasy, Science-Fiction, Krimis, historische Romane und Bücher für junge Leser. Seine Romane "Das Reich der Elben", "Gorian" und die "DrachenErde-Saga" machten ihn einem großen Publikum bekannt. Bevor er sich ganz dem Schreiben widmete, studierte Alfred Bekker für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen und war jahrelang im Schuldienst tätig. Er ist verheiratet und hat einen Sohn.

Rezension:
Benn und seine Freunde Nicolas, Sara und Bahar leben im zukünftigen Deutschland des Jahres 2100. Gänzlich überwacht durch einen implantierten Chip sind die wenigen jungen Leute, die es noch im Lande gibt, gezwungen, in einer Art goldenem Käfig zu leben, denn sie dürfen das Land vor ihrem 75. Lebensjahr nicht verlassen. Erst dann gilt die Reisefreiheit.

Zusätzlich müssen sie durch Sozialdienste und andere Abgaben die alten Leute des Landes unterstützen, die aus gut Dreiviertel der Bevölkerung bestehen und somit auch die Mehrheit bei Wahlen und Abstimmungen stellen. Trotz der noch herrschenden Demokratie gilt dadurch nur das Wort der Alten. Benn und seine Freunde wollen diesem Land entfliehen. Doch wird ihnen das auch gelingen, ohne vorher bei ihren Plänen ertappt zu werden?

"Herrschaft der Alten" spricht ein wahrlich aktuelles wie brisantes Thema in der heutigen Zeit an: Die zunehmende Alterung der Bevölkerung. Hiermit trifft Alfred Bekker den Nerv der Zeit und veranschaulicht, was uns in den nächsten Jahrzehnten bevorstehen könnte, wenn die Bevölkerung weiterhin immer älter wird und nicht genug Jugend hinterherwächst.

Verschiedene neue (vielleicht zukünftige) technische Errungenschaften werden ebenso mit in die Geschichte eingebaut, die sich als sehr plausibel darstellen, doch wurden auch Hilfsmittel, wie wir sie heute kennen und für normal erachten, wieder eingeführt und gelten als der letzte Schrei.

Die Planung der Flucht der Freunde nimmt sehr viel Raum ein und macht den Roman zunehmend spannend, denn man zittert unweigerlich mit, ob Benn und seine Freunde es wirklich schaffen, das Land zu verlassen oder ob ihre Fluchtpläne nicht doch vorher noch aufgedeckt werden.

Leider ging das Ende meiner Meinung nach etwas zu holprig und schnell vonstatten, und ich hätte mir da etwas mehr Ausführlichkeit gewünscht, sprich: Man hätte aus den vorliegenden 146 Seiten ruhig 300 oder 400 Seiten machen können, denn die Geschichte um Benn ist wirklich interessant, plausibel und in gewissem Maße auch für unsere Zukunft erschreckend. Ich kann für "Herrschaft der Alten" unbedingt eine Leseempfehlung aussprechen.

Zur Gestaltung des Buchs: Das Cover erinnert mich an die Berliner Mauer, gespickt mit Stacheldraht und Überwachungskameras. Am Himmel kann man einen der zukünftigen Gleiter, ein modernes Transportmittel, ausmachen. Der Buchtitel wurde als eine Art Graffiti auf der Mauer gestaltet.

Fazit: "Herrschaft der Alten" zeigt erschreckend und mahnend, was uns in der Zukunft erwarten könnte: Ein Land, das zu Dreiviertel nur noch aus alten Menschen besteht, in der die Jungen keine Zukunft erwartet und ein Überwachungsstaat, aus dem man nur schwer flüchten kann. Absolut lesenswert!

1 Kommentar:

  1. Danke für die sehr ausführliche Rezension. Das Buch habe ich schon auf meiner Wunschliste und anscheinend ist es die richtige Entscheidung es mir demnächst zuzulegen.
    Gruß
    Yvonne

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