Freitag, 1. Juni 2012

Rezension: Gordon Reece - Mucksmäuschentot


Titel: Mucksmäuschentot
Autor: Gordon Reece
Genre: Jugendbuch (ab 14 Jahren)
Verlag: Fischer FJB (02.04.2012)
ISBN: 978-3-8414-2133-3
Klappenbroschur, 352 Seiten
Preis: 13,99 €
eBook: Kindle Edition für 11,99 €
Bezugsquelle: Fischer FJB
Leseprobe
Shelley und ihre Mutter waren zu lange einfach zu nett. Klassische Opfer, die sich nach massivem Mobbing wie Mäuse fühlen. Sie verkriechen sich in einem abgelegenen Haus auf dem Land, um ihre Probleme hinter sich zu lassen. Sie sind glücklich in ihrer kleinen Welt mit Büchern, Musik und häuslichen Ritualen. Doch eines Nachts werden sie in ihrem neu gefundenen Frieden bedroht: Ein Mann dringt in ihr Haus ein. Und bei Shelley reißt der Faden. Was dann passiert, zerstört alle Gewissheiten.
Zum Autor:
Gordon Reece hat als Autor und Illustrator über fünfzehn Kinder- und Jugendbücher veröffentlicht und schreibt als großer Comicfan auch Graphic Novels. Er studierte englische Literatur in Oxford und arbeitete als Lehrer, später als Rechtsanwalt, bevor er beschloss, sich ganz dem Schreiben und Zeichnen zu widmen. Nach einigen Jahren in Spanien und Australien lebt er jetzt wieder in England.

Rezension:
Seit Shelley Opfer einer grausamen Mobbing-Attacke ihrer drei ehemaligen besten Freundinnen wurde, lebt sie mit ihrer Mutter, einer Rechtsanwaltsgehilfin, sehr zurückgezogen. Sie ziehen in ein abgelegenes Haus um, nachdem Shelleys Eltern sich getrennt haben und sie erhält Hausunterricht für das letzte, ihr bevorstehende Schuljahr.

Als ein Einbrecher mitten in der Nacht auftaucht, dreht Shelley durch. Sie bringt ihn zusammen mit ihrer Mutter um, und die beiden verbuddeln ihn im Garten. Danach haben sie keine Ruhe mehr: Sie befürchten, dass jederzeit die Polizei auftauchen könnte, um sie festzunehmen, denn es könnte sie ja jemand bei ihrer frühmorgendlichen Buddelaktion beobachtet haben.

Doch es geht alles gut, bis Shelley und ihre Mutter einen handgeschriebenen Erpresserbrief im Briefkasten finden. Es scheint wohl doch einen Augenzeugen ihrer Tat zu geben, der sich nicht einfach so abspeisen lassen will...

Mit "Mucksmäuschentot" ist Gordon Reece ein spannender Jugendthriller gelungen, der aufzeigt, was passiert, wenn aus Opfern Täter werden.

Shelley, die Protagonistin, ist Opfer und Täter in Einem. Anfangs ist sie sehr schüchtern und zurückhaltend, was aufgrund ihrer schrecklichen Mobbing-Erfahrungen, die Gordon Reece im Rückblick sehr drastisch schildert, sehr gut nachzuvollziehen ist. Erst nach ihrer Tat blüht sie sozusagen auf und merkt, dass sie vor niemandem Angst haben muss und entwickelt Selbstbewusstsein.

Auch ihre Mutter wandelt sich von einer Maus, die sich vor allem beruflich alles gefallen lässt (so lautet übrigens auch der Originaltitel des Buches "Mice", was sich wohl auf Mutter und Tochter bezieht) zu einer selbstbewussten Frau, die nicht mehr unauffällig durchs Leben geht.

Die Tat an sich konnte man als Leser anhand von Shelleys grauenvollen Erfahrungen zwar nachvollziehen, aber ob dies ein wirklicher Grund sein soll, einen Menschen zu töten, der mit dem Mobbing überhaupt nichts zu tun hatte, lasse ich mal dahingestellt. Das muss jeder Leser wohl selbst für sich entscheiden.

Mir fehlte am Ende jedenfalls die Moral, denn weder Shelley noch ihre Mutter zeigen in irgendeiner Form Reue für ihr Tun, sondern wachsen eher noch an den Geschehnissen. Vielleicht konnte ich mich in beide Personen auch nicht richtig hineinversetzen, doch stieß mir dieser Umstand zum Schluss dann doch eher auf, als das er mich befriedigen konnte.

Gordon Reece versteht aber, mit "Mucksmäuschentot" aufzuzeigen, wie ein Opfer sehr schnell zum Täter werden kann und dies in einer für ein Jugendbuch doch recht drastischen und detaillierten Sprache, die nicht unbedingt ein Blatt vor den Mund nimmt.

Fazit: "Mucksmäuschentot" wartet zwar mit jeder Menge Spannung auf, doch fehlte mir am Ende hin die Moral der Geschichte: Mutter und Tochter waren mir am Schluss dann doch eine Spur zu gefühllos, auch wenn sie in ihrem bisherigen Leben sehr viel durchmachen mussten, was sie beide geprägt hat.

2 Kommentare:

  1. Erinnert mich doch sehr an "Nacht" von Richard Laymon. Klingt aber trotzdem interessant und landet auf meiner Wunschliste :)

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  2. Liebe Nina,
    das kann ich leider nicht beurteilen, da ich "Nacht" noch ungelesen in den tiefen Weiten meines SuBs habe ;) Aber wenn, dann definitiv die Jugendversion davon :)

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